Daniele Reisinger ist zurück in München und hat Großes vor mit den Amateur-Löwen. Foto: Joachim Mentel
Daniele Reisinger hat in der Winterpause den Trainerjob von Lulzim Kuqi bei der dritten Herrenmannschaft des TSV 1860 München in der Kreisliga München 2 übernommen. Nach dem Ende der Vorbereitung und vor dem Rückrundenauftakt am Samstag, 1. März 2025, 17.30 Uhr, gegen den FC Fürstenried haben wir mit dem neuen Coach gesprochen.
Als Stürmer spielte er unter anderem für den ASV Dachau, den FC Pipinsried, Eintracht Karlsfeld und den SV Nord Lerchenau. Als Trainer war er in der Bezirksliga für den FC Moosinning tätig, außerdem betreute er die Kreisligisten SV Zamdorf und Rot-Weiß Oberföhring, bevor er acht Jahre im niedersächsischen Göttingen lebte. Dort betreute er den Landesligisten TSV Landolfshausen/Seulingen, den Bezirksligisten FC Gleichen und den Kreisligisten SV Eintracht Hahle. Nun ist er zurück im bayerischen Fußball.
Servus Daniele, würdest Du Dich selbst bitte kurz vorstellen?
Mein Name ist Daniele Reisinger, ich bin 52 Jahre, verheiratet, habe einen Sohn und bin gebürtiger Münchner. Meine Mutter ist Italienerin, also eine ganz gute Kombi zwischen deutsch und italienisch. Aufgewachsen bin ich in München.
Und was machst Du beruflich?
Ich bin Gesundheitsberater und arbeite momentan im Mikronährstoffbereich mit Spitzensportlern. Ich berate Profis und Leistungssportler quer durch alle Sportarten, auch Ärzte und Therapeuten zu Mikronährstoffen. Ich bin aber relativ breit ausgebildet. So habe ich als Athletiktrainer gearbeitet und mich auf funktionelles Training und Medical Fitness spezialisiert. In diesem Bereich war ich sechs Jahre selbstständig, hatte ein großes Studio mit fast 500 Frauen. Im Grunde habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht.
Ich habe gelesen, dass Du auch die Fußball-A-Lizenz hast, mit der Du bis zur Regionalliga oder Frauen-Bundesliga trainieren dürftest.
Genau! Eigentlich bin ich ein Weltenbummler, war schon in Österreich, Italien sowieso und in ganz Deutschland, speziell in Niedersachsen unterwegs, wo ich die letzten acht Jahre gelebt habe. Ich habe mir dann die Zeit genommen und bewusst mal ein, zwei Jahre Fort- und Ausbildungen im Sportbereich gemacht, also komplett auf Sport und Gesundheit umgesattelt. Die A-Lizenz habe ich in Italien erworben, müsste sie noch für Deutschland übertragen lassen. Aber von der Wertigkeit ist sie gleich. In Italien wird sehr viel Wert auf Taktik gelegt. Aber für mich gibt es Wichtigeres als Lizenzen. Das war nie meine Priorität, sondern mir waren immer die soften Komponenten im Trainergeschäft sehr wichtig.
Wie kam der Kontakt mit der Fußball-Abteilung der Sechzger zustand?
Irgendwann hatte ich eine E-Mail von Philipp Schmitz in meinem Postfach, darin stand, dass sie einen Trainer für die dritte Mannschaft des TSV 1860 München suchen. Ich war zu dem Zeitpunkt, Gott sei Dank, wieder zurück in München. Sicherlich war ich nicht der einzige Kandidat. Ich bin dann zu den Auswahlgesprächen hinzugestoßen und habe am Ende den Trainerposten bekommen.
Wie ist Philipp Schmitz, der Stellvertretender Spielleiter, überhaupt auf Dich gekommen?
In diversen Fußballportalen hatte ich meine Rückkehr angekündigt, war dort zu sehen und dadurch im Gespräch. Viele der Kandidaten hatten sich beworben, ich hatte zu dem Zeitpunkt überhaupt keine Ahnung davon, dass die Stelle vakant ist – bis zu der E-Mail.
Was hat Dich gereizt, die dritte Mannschaft von Sechzig zu trainieren?
Der Name Sechzig ist unabhängig von der Liga nochmal ein anderes Kaliber. Auch das Projekt der dritten Mannschaft, diese in der Kreisliga näher an die Spitze heranzubringen und sie weiterzuentwickeln, hat mich gereizt. Und ganz vorneweg waren natürlich die tollen Gespräche mit Philipp Schmitz und Dominik Kilpatrick ausschlaggebend. Beim ersten und zweiten Zusammentreffen haben wir uns jeweils eineinhalb Stunden unterhalten. Auch mit dem Trainerkollegen Florian Shalaj und Torwarttrainer Nikola Ostojic gab es außergewöhnlich gute Gespräche, es hat irgendwie gemenschelt und die Chemie hat von Anfang an gepasst.
Seit 19. Januar 2025 stehst Du mit der Mannschaft auf dem Platz. Wie sind Deine Eindrücke?
Sicher ist es was anderes, wenn über die Mannschaft gesprochen wird oder wenn du zusammen mit ihr auf dem Trainingsplatz stehst. Erst dann lernst du die Spieler und ihr Potenzial richtig kennen.
Und wie ist Dein Fazit nach der Vorbereitung?
Insgesamt haben wir sieben Spiele bestritten, also etwa das Doppelte von der normalen Anzahl, die nach der Winterpause absolviert werden. Zu Beginn hatten wir einen sehr großen Kader. Im Nachhinein hat sich aber herausgestellt, dass es einen harten Kern gibt, auf den wir bauen können und das nötige Potenzial mitbringt.
Ich habe gehört, dass Du im Training sehr fordernd bist. Wie ist das bei den Spielern angekommen, für einige war das sicher Neuland?
Die Mannschaft hatte zwei oder drei Jahre den gleichen Trainer. Über meinen Vorgänger kann ich nichts sagen. Ich weiß nur, dass sich jeder Spieler weiterentwickeln möchte und die Kreisliga sicher nicht das Ende der Fahnenstange ist. Das sollte sie von keinem der Spieler sein. Jeder hier sollte die Bereitschaft mitbringen, stetig dazuzulernen. Dafür gibt es eben klare Regeln und ich glaube, dass dies vom Kern der der Mannschaft auch entsprechend aufgenommen wurde. Ohne feste Vorgaben bräuchte es ja keinen Trainer. Wir tragen das Trikot des TSV 1860 München. Das heißt, egal ob als Trainer, Spieler oder Verantwortlicher: jeder muss sich dementsprechend verhalten. Wir können nicht als Hobbytruppe auftreten, das fände ich nicht angebracht, würde mir sehr missfallen. Ich nehme die Aufgabe sehr ernst.
In den sieben Vorbereitungsspielen hast Du sicher gesehen, wo es hakt und konntest entsprechend nachsteuern. Woran habt Ihr besonders gearbeitet?
Sicherlich an der Kompaktheit, an den Räumen zwischen jedem einzelnen Spieler, am Aufrücken, am gesamten Spielsystem, sodass jeder Spieler genau weiß, was er zu tun hat. Das war der Fokus. In den sieben Vorbereitungsspielen gab es drei Siege, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen. Komischerweise haben wir gegen Kreis- und Bezirksligisten alle Spiele entweder gewonnen oder unentschieden gespielt. Schwierigkeiten hatten wir gegen Vereine aus der Kreisklasse, da haben wir zwei unnötige Niederlagen kassiert.
Wie erklärst Du Dir das?
Das ist ein Mentalitätsgeschichte, die mir nicht gefällt! Gegen eine Kreisklassenmannschaft gebe ich nur 50 Prozent, gegen einen Bezirksligisten 150 Prozent. Das müssen wir auf jeden Fall ändern, denn die Gegner zu Beginn der Rückrunde werden uns nichts schenken. Dazu kommt, dass alle gegen uns besonders motiviert sind. In der Vorbereitung gab es das eine oder andere Spiel, wo ich das feststellen konnte. Gerade gegen den SC München. Die haben das 2:1 wie einen Jahrhundertsieg gefeiert. Die Gegner sind gegen uns besonders motiviert, machen keinen Unterschied, welche Sechzger-Mannschaft kommt. Und legen nochmals 20 bis 30 Prozent an Motivation obendrauf. Das macht‘s halt schwierig!
Du sprachst von einem großen Kader. Gibt es personelle Änderungen?
Jannis Schlosser ist neu dazugekommen. Er spielte zuletzt beim württembergischen Landesligisten TSV Ilshofen. Wir haben zwar einen großen Kader, aber auch den einen oder anderen Verletzten. Die Intensität in der Vorbereitung war hoch, schließlich haben wir vier- bis fünfmal in der Woche trainiert. Über Strecke sind nicht alle mitgegangen, dadurch hat sich aber ein Pool an Spieler herauskristallisiert, auf den ich mich verlassen kann. Zuletzt hatten wir am Mittwoch ein Testspiel in Deisenhofen und am Samstag zu Hause gegen Aying. Da hat man den Jungs schon eine gewisse Müdigkeit angemerkt.
Was ist die Zielsetzung für die Rückrunde?
Wir wollen nach der intensiven Vorbereitung erst mal gut aus den Startlöchern kommen. Das Auftaktprogramm hat es in sich. Am Samstag zum Heimspiel kommt der FC Fürstenried. Die haben zehn Spieler hauptsächlich aus dem Garmischer Bereich geholt. Ich bin ja noch Trainer der C1-Jugend in Penzberg, kriege das deswegen ein bisschen mit. Beim FC Alte Haide wird es auch nicht einfacher. Das ist eine Mannschaft, die in der Vorbereitung gute Ergebnisse hatte, dazu einen neuen Trainer. Deswegen müssen wir schauen, dass wir einen guten Start haben und so schnell wie möglich die Punkte gegen den Abstieg holen. Wir haben gerade mal drei Punkte Vorsprung. Das ist gar nichts. Die ganze Liga kann gefühlt – bis auf den FC Kosova, der enteilt ist – noch absteigen, aber auch aufsteigen. Zu Platz zwei sind es nur neun Punkte Differenz, aber halt auch nur vier Punkte zum Letzten. Deswegen ist es, realistisch betrachtet, einfach unser Ziel, die Liga zu halten. Das haben wir im Kreuz. Ich bin mir sicher, dass wir am Ende über dem Strich stehen!
Aber der Anspruch ist mittelfristig doch nicht die Kreisliga?
Wir sind ja alle Sportler. Sicher kann es nicht die Zielsetzung sein, jedes Jahr nur die Klasse in der Kreisliga zu halten. Es sollte natürlich mal nach oben gehen, aber wie gesagt, immer mit Sinn und Verstand. Dazu braucht man halt auch den einen oder anderen Spieler als Verstärkung dazu.